Montag, 9. Mai 2016

Von Dankbarkeit und dem Gefühl nur eine von vielen zu sein

Es ist schwer auszurdrücken wie ich mich gerade fühle ohne dabei arrogant oder undankbar zu klingen. Deshalb möchte ich folgendes vorwegsetzten: Ich bin unglaublich dankbar für jede Minute die ich hier in Australien verbringen darf. Ich bin mir bewusst was für ein Privileg es ist, überhaupt hier zu sein und ich weiß, dass es so viele gibt, die aus was für Gründen auch immer nicht die Möglichkeit haben, das zu erleben, was ich gerade erleben darf.

Vor ein paar Tagen bin ich mitten in der Nacht aufgewacht und alles woran ich denken konnte war, dass ich in weniger als zwei Monaten diesen wundervollen Ort wieder verlassen muss. Ich konnte nicht aufhören, mir vorzustellen, dass ich all die Menschen, die ich hier so lieben gelernt habe vielleicht nie wieder sehen werde. Wie die meisten Dinge erschien mir dieser Gedanke viel größer und erdrückender in der Nacht, als am nächsten Morgen, aber je näher mein Abflugdatum rückt, desto öfter habe ich solche Gedanken. Viele würden mir jetzt natürlich raten einfach nicht daran zu denken und meine Zeit einfach zu genießen, aber jeder der schonmal in einer ähnlichen Situation war, weiß wie schwer es ist solche Gedanken zu verdrängen.
Zumal es konstant irgendwen gibt, der einen wieder daran erinnert, meist garnicht böse gemeint. Zum Beispiel wenn ich mich mit Freunden unterhalte und das Gesprächsthema darauf gelenkt wird was beispielsweise im August passiert.
 Bis plötzlich jemandem auffällt, dass ich dann garnicht mehr da sein werde. Dann bekomme ich von allen Seiten zuhören, wie sehr ich fehlen werde und dass sie mich all vermissen werde. Es ist natürlich wundervoll zu hören, wie viel man seinem Umfeld bedeutet und zu wissen, dass man ein bedeutender Part der Gruppe ist. Aber auf der anderen Seite würde ich bis zu meinem letzten Tag am liebsten so tun als würde ich ganz normal dazu gehören und für immer hierbleiben. Am liebsten würde ich solche Dinge bis zu meinem Abschied garnicht hören wollen.
Und dann ist da das ständige Gefühl, garnicht mehr genug Zeit für all das zu haben, was man sogerne noch erleben und sehen würde.
Doch wenn man irgendwem davon erzähl, sagen einem alle, man könne ja wieder kommen, nach der Schule, irgendwann und die meisten versuchen wirklich einem zu helfen, dass man sich besser fühlt. Aber um ganz ehrlich zu sein: Es wird nie wieder das selbe sein.
Man wird nie wieder hier zur Schule gehen können, vielleicht sind Freunde nach ihrem Abschluss weggezogen um zu studieren, ich werde die meisten Leute vermutlich nie wieder sehen.

Ich weiß, dass ich keinen Grund habe mich zu beschweren, und das möchte ich hiermit auch garnicht.
Ich versuche nur auszudrücken, wie verwirren und beängstigend der Gedanke ist, diesen Ort wieder verlassen zu müssen.
Zu wissen, dass alle hier ihr Leben weiter leben werde, nur eben ohne mich.
Sich bewusst zu sein, dass so viele einen wieder vergessen werden,
dass man selbst so viel vergisst,
 Und immer ein wenig Angst zu haben, dass es sich so anfühlt als wäre man nie weg gewesen
und dass man am Ende doch nur eine von vielen war.

Freitag, 29. April 2016

Von Heimweh und der Angst zu gehen

Manchmal hat man einfach Heimweh.
Manchmal will man nichts anderes, als in seinem Bett Zuhause in Deutschland zu liegen.
Dann möchte man all die vertrauten Dinge zurück, die man erst jetzt, am anderen Ende der Welt so schätzen gelernt hat, bei sich haben.
Es muss garnicht mal eine bestimmte Person sein, die man vermisst. Manchmal ist es einfach ein Gefuehl, ein Ort, ein Geruch, ja manchmal sogar etwas, das man eigentlich nie so richtig mochte, das man vermisst.
Man muss nichtmal unglueklich sein, da wo man gerade ist. Es kann der schoenste Moment sein und dann faellt einem ein, wem aus Deutschland man das wohl erzaehlen wuerde, oder man denkt daran, wen man jetzt gerne dabei haette.
Manchmal möchte man einfach "aufgeben" und zurück.
Aber im nächsten Moment hat man wieder so viel Angst davor, all das, was man hier hat wieder verlassen zu müssen.
Dann kriegt man Panik, weil die Zeit doch immer viel zu schnell vorbei geht.
Man realisiert, dass man ein paar Monate zuvor noch ein Fremder hier war, jemand der niemanden kannte und nichts bei sich hatte, ausser einen Koffer voll Kleidung. Man hatte nichtmal eine Vorstellung davon, wie die naechsten Wochen seines Lebens aussehen wuerden.
Und jetzt, nur ein paar Monate spaeter, hat man das Gefuehl angekommen zusein, man hat Freunde gefunden, die man nie wieder verlassen moechte, Orte kennengelernt, die man immer vermissen wird und Dinge erlebt, die man nie vergessen wird.
Und dann fallen einem all die Dinge ein, die man noch erleben und sehen moechte und man merkt, dass die Zeit, die bleibt, nie genug sein kann. Dann stellt man sich vor, wie das wohl ist, zurueckzugehen.
Wie sich das wohl anfühlt.
Wie es wohl sein wird, all die Menschen und Ort die man hier so lieben gelernt hat hinter sich zu lassen, in dem Gewissen, dass es nie wieder so sein wird, wie in den letzten Monaten.

In der eigentlich doch ziemlich kurzen Zeit, in der ich erst hier bin habe ich gelernt, dass man nicht unglueklich sein muss um Zuhause zu vermissen.
Dass man Heimweh und Fernweh gleichzeitig haben.
Dass man mit einem Laecheln im Gesicht weinen.



Samstag, 9. April 2016

Von Fotos und anderen Welten

 Langsam kommt das Boot zum stehen, die Wellen lassen es sanft hin und her schaukeln, aber du spürst das schon fast nicht mehr, zu sehr bist du darauf fokussiert, was gleich passieren wird.
Du gehst raus, deinen Neoprenanzug schon an, musst nur noch deine Maske aufsetzen, gehst die letzten paar Schritte bis zum Wasse-
Als du dich langsam vom Boot gleiten lässt spürst du, dass das Wasser nicht ansatzweise kalt ist und zuerst bist du noch darauf konzentriert ruhig durch deinen Schnorchel zu atmen.
Als du deinen Kopf unter Wasser tauchst siehst du erst nichts als ein klares Blau, du schwimmst ein paar Meter, immernoch ein bisschen unbeholfen mit den großen Flossen an deinen Füßen und dann, ganz plötzlich siehst du es vor dir.

Ohne große Ankündigung und vorallem ohne darauf vorbereitet zu sein. Du hast Fotos gesehen, viele Fotos, hunderte, tausende, aber keine Kamera der Welt könnte diesen einzigartigen Ort so darstellen, wie er in echt auf einen wirkt. Um dich herum ist es still, das einzige was du jetzt noch hörst ist dein eigener Atem.
Vor dir liegt das Great Barrier Reef, vermutlich das berühmteste Riff der Welt und jetzt weißt du wieso. Es gibt kaum Worte, die das Gefühl beschreiben, dass du fühlst, keine Worte die bescheiben könnten was du siehst. Du siehst Dinge, die du noch nie zuvor in deinem Leben gesehen hast. Fische und Korallen in allen erdenklichen Farben und Formen.

Obwohl du nur wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche bist, ist es als wärst du in einer anderen Welt. Und du merkst wie klein du doch bist, wie unwichtig du für die Welt doch bist und du merkst, dass alles was wirklich zählt ist, ob du glücklich bist.

Vor zwei Tagen habe ich zum ersten Mal in meinem Leben das Great Barrier Reef gesehen. Man könnte vielleicht denken, dass man nach diesem einen Mal genug davon hat, und sich denkt, man hätte alles gesehen, aber es ist das komplette Gegenteil. Der winzigen Teil des Riffs den ich gesehen habe, hat mich nur noch neugieriger auf den Rest gemacht und mich ein weiteres Mal davon überzeugt, meinen Tauchschein zu machen, jetzt wo ich die Chance habe ihn an einem so einzigartigen Ort wie hier zu machen.













Montag, 14. März 2016

Von alten Gefängniszellen und gutem Essen (Melbourne Edition)


Die letzten vier Tage war ich mit meiner Gastfamilie in Melbourne (Donnerstagmorgen sind wir von Cairns aus losgeflogen und Sonntagabend gings wieder zurück) und es war unglaublich. Ich hab von vielen Leuten gehört wie schön Melborune sein soll, aber trotzdem hat mich die Stadt ziemlich beeindruckt. Zum einen vermutlich, weil ich knapp die letzten zwei Monate in einem relativ kleinen Ort mit gerade mal 6,000 Einwohnern verbracht hab, zum anderen aber, weil die Stadt einfach wunderschön ist. Verglichen zu sehr vielen anderen Großstädten ist Melbourne extrem sauber und das Essen ist einfach fantastisch, was der Hauptgrund ist warum wir die meiste Zeit mit essen (und shoppen, was auch kein Wunder ist, wenn man in einem Ort lebt der etwa drei Klamotten Läden hat) verbracht haben. Vorallem asiatische Restaurants finden man an jeder Ecke, weshalb wir an drei von vier Abenden Asiatisch essen waren.

Für alle die planen nach Melbourne zu fahren und auch für alle anderen, um sie davon zu überzeugen, DASS es sich lohnt nach Melbourne zu fahren habe ich die besten Dinge, die wir uns angeschaut haben ein wenig zusammen gefasst: 


Eureka Sky Deck
Das Sightseeing Highlight schlecht hin und ganz sicher keine Geheimtipp mehr, aber die Aussicht ist unglaublich, sodass sich auch die knapp 20$ Eintritt wirklich lohnen. Das Skydeck des Eureka Tower ist eines der Dinge, die man sich auf jeden Fall angeguckt haben sollten wenn man in Melbourne war.


Melbourne Museum
Ein Museum mit wechselnden Austsellungen in dem wirlich jeder etwas findet, dass ihn interessiert. Von Dinosaurierskeletten über Aboriginal Geschichte bis hin zu einem echten kleinen Wald ist von allem etwas dabei. Mir persönlich hat die Austellung über Insekten und Anatomie am besten gefallen. Der Eintritt ist für Kinder bis 16 frei und kostet für Erwachsene 19$.

https://museumvictoria.com.au/melbournemuseum/

Queen Victoria Markets

Der berühmteste Markt Melbournes und vermutlich ganz Victorias. Neben Unmengen an frischem Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch gibt es eine fast noch größere Auswahl an Kleidung, Taschen, Schmuch, Souveniers und verschiedenstem Kunsthandwerk. Zwischen einer Menge Ramsch findet man aber auch hochwertige und vorallem einzigartige Produkte. Am besten kommt man gleich zum Frühstück her, denn an gutem Essen gibt es wie immer mehr als genug.

http://www.qvm.com.au/ 

St. Kilda
Ein kleiner Vorort, der offiziell garnicht mehr zu Melbourne gehört, den man sich aber trotzdem angeguckt haben sollte. Bei sonnigem Wetter der perfekte Ort für einen faulen Tag am Strand, aber auch sonst lohnt sich ein Abstecher. Entlang der Hauptstraße reiht sich eine Kuchenbäckerei an die andere, so dass man sich garnicht entscheiden kann aus welchem Schaufenster man sich etwas kaufen will. Nicht immer ganz billig aber auch die 9$ für ein Stück Kuchen sind hier gut investiert. Außerdem der perfekte Ort zum shoppen wenn man etwas anderes als die immer gleichen großen Modeketten will. Von Teuren Boutiquen bishin zum autentischen Hippieladen findet man hier fast alles was das Herz begehrt.

Old Melbourne Goal


Für 25$ kann man sich kann man sich von einem "Sargeant" als Gefangener behandeln lassen und für kurze Zeit in einer historische Gefängniszelle einsperren lasse. Neben dieser etwas außergewöhnlichen Erfahrung bekommt man spannende Infos zum Leben im Gefängnis im 19ten und 20ten Jahrhuntert und kann sich das gesamte Gebäude angucken. Ziemlich beeindruckend und auf jeden Fall das Geld wert.

http://www.oldmelbournegaol.com.au/ 

South East Asia Food Festival
Zwar keine dauerhafte Einrichting aber trotzdem ein Tipp immer auf aktuelle Festivals und Events zu achten. Dieses haben wir sehr spontan auf der Suche nach einem Restaurant gefunden und es war so gut, dass wir am nächsten Tag zum Frühstück gleich wiedergekommen sind. Von Thailand über Malaysia bis hin zu Indonesien war fast jedes Land vertreten. Außerdem gab Live Musik und natürlich Unmengen an gutem Essen, so dass man sich garnicht entscheiden konnte, was man nehmen soll.

 

Mittwoch, 2. März 2016

Von Schwächen und der Kunst glücklich zu sein

Obwohl ich erst (oder sollte ich viel mehr sagen schon?) seit einem Monat in Australien bin, fühle ich mich, als hätte mir die Zeit schon so viel gebracht, als hätte ich schon so viel gelernt.
Ich habe gelernt, die einfachen Dinge wertzuschätzen und dass es nicht viel ist was man braucht um glücklich zu sein, aber dass man auch im Paradies unglücklich sein kann, dass einen nichts und niemand glücklich machen kann, wenn man nicht glücklich sein will.
Und das ein Paradies nicht immer wie ein Paradies aussehen muss.
Aber es wäre auch ein bisschen zu einfach bloß zu sagen, wir müssen nur wollen, obwohl es das eigentlich schon ziemlich gut trifft.
Wir müssen auch wollen dürfen und können und ich bin so unendlich dankbar dafür, dass ich konnte und durfte.

Es ist nicht so, dass man sich plötzlich verändert, nur weil man weg von Zuhause ist.
Als ich hier angekommen bin war ich das gleiche Mädchen wie das, was in Hamburg losgeflogen ist. Mit den gleichen Stärken und auch mit den gleichen Schwächen und Problemen.

Aber mit der Zeit merkt man, dass man diese Schwächen überwinden muss, um die Zeit genießen zu können.
Man muss sich manchmal dazu zwingen, auf die Leute zuzugehen und sie anzusprechen, aber ich habe schnell gelernt, dass man eigentlich ziemlich wenig zu verlieren hat.
Ich habe auch gelernt, mich selbst dafür verantwortlich zu machen, wie ich mich fühle. Manchmal scheint es, als hätten alle um einen herum mehr Spaß und ein interessanteres Leben, als wären alle um einen herum glücklicher. ich kenne diese Gefühl auch.
Und selbst wenn das stimmt, selbst wenn deren Leben interessanter ist, (was meistenst nicht mal stimmt, wir versuchen doch alle nur unsere interessante, unsere lustige und spontane Seite zu zeigen) dann nur weil sie es sich interessant gemacht haben.

Ich habe gelernt, dass mein Leben nicht umbedingt interessanter wird, dass ich nicht umbedingt glücklicher bin, nur weil ich am anderen Ende der Welt bin.
Hier zu sein ist eine Chance, glücklich zu sein, aber ich bin diejenige, die herausfinden muss, was mich glücklich macht, diejenige, die diesen Weg gehen muss.

Aber das wichtigste was ich hier bisher gelernt habe ist, zu wissen wer ich bin und das zu lieben und zu akzeptieren wie es ist.
Allein das macht einen schon so viel glücklicher.